Mehr Sicherheit durch EN 15567?

EN 15567, Erca-Standards und andere Sicherheitsstandards und -normen

Mehr Sicherheit durch EN 15567?

Beitragvon Philipp » Sa Feb 09, 2008 7:39 pm

Bis zu diesem Zeitpunkt war der Bau und der Betrieb von Ropes Courses nicht verbindlich reguliert. Die Einhaltung von vorhandenen Sicherheitsstandards wurde von Seilgartenerrichtern und Betreibern lediglich freiwillig durchgeführt. Der Boom in diesem Bereich in den letzten Jahre hat auch zur Folge, dass Unfälle von einer unbeachteten Randerscheinung ins Medieninteresse gerückt sind.
Kann eine Norm die einen gemeinsamen kleinsten Nenner zahlreicher Bau- und Betriebsarten, bzw. Interessens- und Ländervertretungen darstellt, tatsächlich dazu beitragen, die Sicherheit von Ropes Courses zu erhöhen, oder dient sie lediglich dazu, nach einem möglichen Unfall Schuldige standardisiert ausfinding zumachen?
Müssen Seilgartenbetreiber vorhandene Seilgärten nun nachzertifizieren, bzw. welche Übergangsfristen sieht die Norm vor?
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Beitragvon Walter » Mi Feb 13, 2008 1:10 pm

Normen sind immer der kleinste gemeinsame Nenner einer Gruppe von Interessensvertretern, Die meisten Vertreter sind an anderen Zielen interessiert, wie z.B. Wirtschaftlichkeit . Das zeigt auch die neue EN 15567. Das Aterslimit von Kindern, die ohne Betreuung in der Höhe selbständig Sicherungsgeräte ein- und aushängen dürfen ist beschämend, peinlich und ethisch mehr als fraglich.
Die EN sieht auch nur eine Zertifizierung des Baus vor. Besser als gar nichts, kann man argumentieren, das ist richtig, aber es ist kein Mittel um Unfälle der Art, wie sie in der letzten Zeit passiert sind, zu verhindern
Die derzeitige Zertifizierungspraxis.gehört radikal überdacht und schleunigst verändert. Es muss der Betrieb beratend verbessert werden, ob man das nun zertifizieren nennt oder anders ist egal, hier zählt das Ziel: Unfälle zu verringern.
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Beitragvon pfi » Mi Feb 13, 2008 1:49 pm

den Bau von RC zu normieren ist eine mögliche Maßnahme um gewisse Standards zu erreichen, Allerdings können dadurch nicht die Unfälle und Beinaheunfälle im Betrieb vermieden werden. Da liegt das Problem wohl eher in der Ausbildung von RC-TrainerInnen und Aufsichtspersonal. Ausbildungsrichtlinien können da unterstützend sein, jedoch stellt sich immer die Frage in welchen Bereichen (vom fachlichen bis zum Persönlichen) eine Person qualifiziert werden muss, um situationsadäquat handeln zu können
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Mehr Sicherheit durch DIN EN Normen?!

Beitragvon adrenatur » Di Feb 26, 2008 1:23 am

Hallo liebe Kollegen aus Österreich,

schön das ihr ein Forum zum Thema Abenteuerwälder und Ropes Courses eingeführt habt.
Auch in meinen Augen ist die neue DIN EN 15567-1/-2 für den Bau und Betrieb von Seilgärten nur eine Mindestanforderung und letztendlich ein Kompromiss. Dies kann es im Moment auch nur sein, denn zuviele Interessen und Erfahrungen sind hier eingeflossen.
Aber - es ist eine Basis!!
Das Abenteuerpark und Kletterwaldbusiness boomt. Die Pioniere aus der Anfangszeit (wenn ich sie mal so nennen darf), die sich noch intensiv mit dem Thema beschäftigten und viel Vorerfahrung mitgebracht haben, stehen heute teilweise fachlich unbedarften Franchisenehmern gegenüber, die in diesem boomenden Markt eine interessante Geschäftsidee sehen und erst wenn sie in den Betrieb gehen (wenn überhaupt) merken, mit welch difizieler Materie sie es zu tun haben.
Wir haben natürlich ein super Produkt, aber wir bieten es Menschen an, für die wir, wenn sie zu uns zum klettern kommen auch eine Verantwortung haben. Deshalb muss unser Ziel immer heissen: Noch besser - noch sicherer. Und das bedeutet,man muss dafür viel Aufwand betreiben und man muss auch bereit sein Geld dafür auszugeben.
In Deutschland haben wir nun den IAPA Verband gegründet, um möglichst viele Betreiber und Konstrukteure unter einen Hut zu bringen und sie dazu zu bewegen, in Zukunft wenigsten nach diesen Mindeststandards der Norm zu arbeiten. Aber vor allem deshalb, um sich untereinander aus zu tauschen und Erfahrungen weiter zu geben, damit ein schnellerer Lernprozess erfolgt. Es ist unser Ziel möglichst viele und kompetente Informationen zu sammeln und diese Informationen auch zu verwerten. Zur Wohle unserer Gäste und unserer Mitarbeiter. Es ist erst ein kleiner Schritt getan, und vielleicht sind wir wie die neue Norm noch nicht ganz perfekt. Aber es ist ein Anfang.
Ich würde mich freuen mit den österreichischen Kollegen über dieses Forum oder über das Forum der IAPA (iapa.cc) weiterhin über diese spannenden Themen zu diskutieren und freue mich auf einen regen Austausch.

MfG
Michael Trefs
adrenatur
 

Gut, dass es sie gibt...

Beitragvon Philipp » Di Feb 26, 2008 10:09 am

Servus Michael,
ich sehe das ähnlich - es ist gut, dass es nun eine Norm gibt, jedoch in diesem Fall weniger vom Inhalt, sondern mehr der puren Existenz wegen. Auch wenn die Norm keinen Gesetzescharakter hat, so schafft sie zumindest ein offizielles Image rund um die Szene und bietet eine Basis für sinnvolle Regelungen. Auch bei Kinderspielplätzen hat sich die EN 1176 erst langsam durchsetzen müssen und bietet nun ohne Frage mehr Sicherheit, "Hinterhofbauweisen" findet man immer seltener.
Schön, dass die IAPA im Forum vertreten ist!
Philipp
Philipp
 

Re: Mehr Sicherheit durch EN 15567?

Beitragvon Walter » Do Mär 13, 2008 1:39 am

Philipp hat geschrieben:Kann eine Norm die ... tatsächlich dazu beitragen, die Sicherheit von Ropes Courses zu erhöhen, oder dient sie lediglich dazu, nach einem möglichen Unfall Schuldige standardisiert ausfindig zu machen?
Müssen Seilgartenbetreiber vorhandene Seilgärten nun nachzertifizieren, bzw. welche Übergangsfristen sieht die Norm vor?

Einen Vorteil hat die EN: Der Akkreditierungsprozess der Inspekteure der ERCA hat zu einem sehr intensiven Austausch von Know How geführt.
Die Seilgärten, die ich bisher zertifiziert habe, waren von Errichtern, die seit Jahren sichere Anlagen bauen. Für die hätte es die Norm nicht gebraucht.
Es gibt leider keine Verpflichtung, einen RC zu zertifizieren. Ich fürchte, dass einige Erbauer und Betreiber, so wie bisher, bauen wie sie wollen - und da findet man auch durchaus gefahrenträchtige Bauten. Das könnte sich nur durch den Druck seitens der Versicherer verbessern.
Walter Siebert
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